Opfer wird zum Mörder

Die Nachricht könnte aus dem Iran kommen: Das Opfer einer Vergewaltigung wehrt sich, verletzt den Angreifer und wird wegen versuchten Mordes in Handschellen vor Gericht geführt. Allerdings ist es diesmal nicht Teheran, sondern München – und BILD bläst zur Steinigung.

„Warum nur? Ich kann das nicht verstehen. Ich habe sie doch nur nach Hause gefahren. Warum hat sie das getan?“ Sätze eines Mannes, der einen Alptraum erlebt hat: Schwer verletzt von einer zierlichen Frau. Gestern Prozess.
Erol K. (35, Name geändert) ist am 7. September 2010 gegen 2.30 Uhr mit seinem Auto unterwegs. An der U-Bahnstation Silberhornstraße sieht er eine Anhalterin: Azubi Christina S. (21). „Ich hatte den Daumen raus, wollte heim“, so das Mädchen gestern vor Gericht.
Erol nimmt sie mit.
Die Fahrt geht quer durch München in die Hochkönigstraße nach Trudering. Laut Staatsanwalt Andreas Franck dauert die Irrfahrt fast eine Stunde, die junge Frau lässt den Fahrer mehrmals anhalten.
Am Ziel will Christina S. aussteigen. Aber: „Er hält mich am Arm fest.“ Und die andere Hand „ist am Oberschenkel und im Schritt“. Sie bekommt Angst, fühlt sich bedroht. „Er fragte, ob ich bei ihm auf der Couch schlafen will.“ Da wird der Frau klar: „Der will mich vergewaltigen.“
Sie greift nach dem Taschenmesser, das ihr gerade aus der Hosentasche rutscht. Und soll laut Anklage zum Fahrer gesagt haben: „Du, mir ist da mein Flaschendeckel runter gefallen.“ Als Erol sich in den Fußraum bückt, passiert die irre Tat.
UNGLAUBLICH: Die junge Frau schneidet ihn mit dem Klappmesser die rechte Halsseite quer von oben nach unten auf! Ein fast 17 cm langer Schnitt. Das Blut spritzt, er wehrt sich verzweifelt – da rammt sie ihm das Messer in Kopf und Nacken! Nach der Attacke türmt sie.
Erol überlebt, kommt schwer verletzt ins Krankenhaus.
Christina S. steht jetzt wegen versuchten Mordes vor Gericht. Urteil am 28. Juli.